Fragebogen für Schulleiterinnen und Schulleiter

Dieser Fragebogen hilft bei der Konkretisierung der ersten Handlungsschritte

1. Ermittlung der an der Schule vertretenen Sprachgruppen und der aktuellen Anzahl der Kinder in den jeweiligen Sprachgruppen

Frage: Wie viele Kinder mit anderen Herkunftssprachen (Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen) sind in der gesamten Schülerschaft vertreten? Um welche Herkunftssprachen handelt es sich? Mit welchen Gruppengrößen ist pro Sprachgruppe zu rechnen?

Auf der Grundlage unserer Erfahrungen sollten mindestens 5 – 7 Kinder mit einer anderen Familiensprache vertreten sein. Leider kann das Konzept Mulingula einzelne Kinder mit anderen Herkunftssprachen nicht berücksichtigen. Hier wäre alternativ zu überlegen, wie man Kinderbücher vereinzelt vertretener Sprachen in den Schul- bzw. Klassenbibliotheksbestand integriert und innerhalb der Klassengemeinschaft auf das Kind und die Eltern lesepädagogisch ermutigend einwirkt.

2. Bereitschaft von Schulleitung und Kollegium Mulingula in den Stundenplan zu integrieren

Frage: Sind Schulleitung und Kollegium dazu bereit, die Mulingula-Stunden parallel zum Klassenunterricht am Schulvormittag bzw. in Ganztagsschulen am Schulnachmittag anzubieten?

Mulingula bietet ein den Bildungsstandards entsprechendes Anspruchsniveau im Hinblick auf die Vermittlung literarischer Kompetenzen. Dies wird nicht zuletzt durch die bewusst parallel zum Klassenunterricht stattfindenden Mulingula-Stunden gewährleistet. Die Verbindlichkeit des stattfindenden Leseerlebnisses wird so für Kinder und Eltern dokumentiert und Mulingula gerät nicht zu einem freiwilligen AG-Angebot.

Aus schulorganisatorischer Perspektive bedeutet dies:

  • Die Mulingula-Kinder nehmen einmal pro Woche an einer Mulingula-Stunde statt am Klassenunterricht teil.
  • Es bietet sich an, einen Mulingula-Tag festzulegen, um die Organisation der Stunden zu vereinfachen.
  • Die konkrete Zusammensetzung der Sprachgruppen (jahrgangsrein oder jahrgangsübergreifend, Größe etc.) wird gemeinsam festgelegt.

3. Bereitstellung einer Koordinatorin/ eines Koordinators aus dem Kollegium mit Ermäßigungsstunden

Frage: Steht eine Lehrperson zur Verfügung, die koordinierende Aufgaben übernimmt?

Eine wichtige Funktion im Projekt Mulingula übernimmt die Koordinatorin bzw. der Koordinator. Sie/er ist Mitglied des Kollegiums und erhält für diese Aufgaben eine Ermäßigung aus dem Stundenkontingent der Schule. Die Anzahl ist abhängig von der Anzahl der zu koordinierenden Sprachgruppen.

4. Organisation eines Vorleseraumes

Frage: Lassen die räumlichen Gegebenheiten die Einrichtung eines Mulingula- Leseraums zu?

Im Optimalfall wird in der Schule ein Raum eingerichtet, der wie folgt ausgestattet ist:

  • Bücherregale (Höhe mit kindgerechtem Zugriff auf alle Bücher)
  • Aufbau einer mehrsprachigen Kinderbibliothek, in der sich eine abwechslungsreiche Büchervielfalt in den Herkunftssprachen für die verschiedenen Altersstufen der Mulingula-Lesegruppen befindet
  • Erzähltheater (Kamishibai)
  • Sitzkissen/Sitzlandschaft o.ä. zum genießenden Zuhören
  • Vorlesestuhl oder Vorlesesessel
  • Sitzgelegenheiten für die Kinder zum Schreiben, Malen und Basteln
  • Schreib-, Bastel- und Malutensilien und entsprechende Verstaumöglichkeiten
  • Ggf. Overheadprojektor oder Beamer / Laptop um Illustrationen parallel zum Vorlesevortrag vergrößert darstellen zu können
  • Ggf. Accessoires / Bilder etc. aus den Kulturen der Mulingula-Kinder zur Raumgestaltung

Viele Schulen verfügen bereits über einen Leseraum, der selbstverständlich ebenfalls als Mulingula-Leseraum genutzt und entsprechend erweitert werden kann, z.B. durch die Aufstockung der bereits vorhandenen Kinderliteratur durch mehrsprachige Bücher.

5. Mulingula- Veranstaltungen als Bestandteil des Schullebens

Frage: Sind Schulleitung und Kollegium bereit, Mulingula-Veranstaltungen in das Schulleben zu integrieren (Öffnung von Schule)?

Mulingula verfolgt neben den sprach- und lesedidaktischen Zielen relevante interkulturelle Intentionen, die das Profil der Mulingula-Schulen als ‚Schule für alle Kinder’ sowohl schulintern als auch in der Außendarstellung schärft und Bildungsqualität mit relevanten pädagogischen Zielsetzungen vereint:

Die Anerkennung der Bedeutsamkeit der Herkunftssprache für die Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung und die Aufwertung des sozialen Prestiges der in den Schulen vertretenen Herkunftssprachen sind hier als nachhaltig wirksame Prinzipien einer lebendigen und überzeugenden interkulturellen Schulkultur zu nennen.

Die Intention des Mulingula-Projektes wird durch die Öffnung von Schule einerseits verstärkt und andererseits über verschiedene Veranstaltungsformen wirksam nach außen transportiert. Mögliche Formen der Öffnung von Schule sind:

  • die Einweihung des Mulingula-Raums für Kinder, Eltern, Lehrer und Öffentlichkeit
  • Elterninformationsabende zum Gesamtprojekt für alle ‚Mulingula’-Eltern
  • sprachhomogene Elternabende zur Information über die spezifischen Inhalte der Mulingula-Stunden; Verständigung und Austausch zwischen den Honorarkräften und den Eltern zu den
  • Reaktionen der Kinder auf Mulingula
  • Leseinteresse der Kinder
  • Fragen der Eltern
  • schulinterne Feiern für Kinder, Kollegium, Elternschaft, Projektbeteiligte

Die Mulingula-Kinder werden in das Veranstaltungsprogramm mit kurzen Inszenierungen, die sie in ihren Herkunftssprachen aufführen, integriert. Die bisherigen Erfahrungen mit solchen Aufführungen sind sehr positiv. Der jeweilige Inhalt der Darbietung wird vor der Aufführung kurz auf Deutsch präsentiert, so dass die Zuschauer über den Handlungsschwerpunkt informiert sind. Alle Zuschauer antizipieren nun den Verlauf des Stückes über Bühnenbild/Medien/musikalische Untermalung/Gestik/Mimik und Intonation und erfahren eine unterhaltsame und lustvolle Begegnung mit der Vielfalt der an der Schule vertretenen Sprachen.

  • Schulfeste zu verschiedenen Anlässen mit Mulingula als festem Bestandteil des Schulprofils

Zu verschiedenen Anlässen, z.B. ‚Bergfest’ des Projektes, Erweiterung des Projektes hat sich die Ausrichtung von Festen bewährt, die speziell die Eltern und Kinder der Mulingula-Lesegruppen in einem offiziellen und feierlichen Rahmen ansprechen bzw. einladen. Schule tritt so öffentlich in einen respektvollen und würdigenden Kontakt zur mehrsprachigen Elternschaft, die ihre Sprachen als Ergebnis des motivierten Umgangs ihrer Kinder mit Literatur erleben können.


Sind die Grundvoraussetzungen für die Installierung des Projekts gegeben, empfehlen sich die nachfolgenden Handlungsschritte.

Vorgehensweise zur Implementierung von Mulingula

Erstes Sondierungsgespräch über

  • die zur Verfügung stehende/n Honorarkraft/Honorarkräfte
  • die weiteren organisatorischen Schritte:

  • Entwicklung eines Stundenplans, der einen Mulingula-Tag integriert
  • Aufbau der mehrsprachigen Kinderbibliothek
  • Einrichtung des Mulingula-Leseraums
  • Entscheidung über die Form der Elterninformation (Elternnachmittag / Elternabend / Elternbrief zur ersten Vorstellung des Projekts unter Beteiligung von der Koordinatorin und den VorleserInnen)
  • Erste Terminierung für die öffentliche Einweihung des Mulingula – Projektes

Entscheidung für die Sprachgruppen und erste Ermittlung der Anzahl und der Altersstufen der Mulingula-Kinder. Festlegung der Sprachen für den Projektbeginn, Festlegung der Gruppengrößen, Auswahl der VorleserInnen und Festlegung des Stundenkontingents.