Parallel-Vorleseangebote

Ziele
Die Mulingula-Vorlesestunden und der Kernunterricht erfahren eine inhaltliche Verknüpfung.
Den zweisprachigen Kindern wird eine zweisprachige Rezeption eines Kinderbuches ermöglicht. Das sichert ihr Textverstehen.
Auf der Grundlage der gesicherten Textrezeption kann die Lehrkraft ausgehend vom Textmaterial des Buches sprachfördernd in der Zielsprache Deutsch tätig werden (s. Lesekisten).
Über eine Form der gemeinsamen Gestaltung einer Unterrichtssequenz durch Mulingula-Vorleser*in und Lehrkraft erfahren mehrsprachige Kinder in der Klasse Wertschätzung.
Sprachvergleiche initiieren grammatisches Lernen.

Ein weiteres Verknüpfungsangebot zwischen den Mulingula-Vorlesestunden und dem Kernunterricht bietet das Parallel-Vorlesen. Die Vorleser*innen und die Lehrkräfte einigen sich in einem vereinbarten zeitlichen Rhythmus, z. B. einmal pro Halbjahr, auf ein Bilder- bzw. Kinderbuch, das parallel in allen Mulingula-Gruppen und im Deutschunterricht vorgelesen wird. So ist eine zweisprachige Rezeption der Lektüre gesichert. Auf dieser Grundlage kann sprachfördernd am Buch weitergearbeitet werden. Im Unterschied zum Vorleseworkshop starten die Mulingula-Vorleser*innen zeitlich vor der Lehrkraft, sodass die Mulingula-Kinder einen inhaltlichen Wissensvorsprung haben. So können sie sich prägnanter im Deutschunterricht einbringen und als „Fachkenner*innen“ des Bilderbuches besondere Perspektiven beisteuern. Für sie findet wie beim Vorleseworkshop auch eine Sicherung des Textverstehens über die zweisprachige Rezeption statt. Auf dieser Grundlage kann die Lehrkraft sowohl auf der literaturdidaktischen als auch auf der allgemein sprachfördernden Ebene effizient in der Zielsprache Deutsch weiterarbeiten. Das inhaltlich und semantisch gesicherte Wortmaterial des Textes bietet sich für weiterführende Erzähl- und Leseübungen, Wortschatzarbeit oder das Verfassen von Texten an.

Erarbeitung des Bilderbuches „Ich bin der
Stärkste im ganzen Land“ von Mario Ramos,
Mulingula-Stunde auf Romanes, Foto: Margita Ajetovic

Deutschsprachige Erarbeitung im Klassenverband mit allen Kindern, Foto: Stephanie Lorenzen

Die Mulingula-Vorleser*innen arbeiten ebenfalls auf der literaturdidaktischen Ebene in ihren Sprachgruppen parallel zu dem Buch weiter. Um das gesamte Potenzial dieses Arrangements zu nutzen, sollten die Mulingula-Kinder und die vorlesende Person mindestens einmal während einer Parallel-Vorleseeinheit zu einer gemeinsamen Sprachaktion in den Deutschunterricht eingeladen werden. Dies kann zu Anfang über einen gemeinsamen zweisprachigen Einstieg, in der Mitte oder am Ende der Einheit geschehen.

So können die Mulingula-Kinder, wenn der Text allen Kindern bekannt ist, z. B. einen Erzählabschnitt präsentieren und die deutschsprachigen Kinder müssen erraten, um welche Textstelle es sich handelt. Hier kann auf die Körpersprache und Mimik der Kinder geachtet werden oder auf fremdsprachige Schlüsselwörter, die kurz vorher deutlich benannt wurden. Sollten die Mulingula-Kinder ein Handlungsprodukt in der Mulingula-Stunde (z. B. ein szenisches Spiel, selbst gemalte Bilder, Stabfiguren etc.) hergestellt haben, sollte dies unbedingt im Klassenverband präsentiert werden. So wird auch aus der Perspektive der Kinder die Verknüpfung von Mulingula mit dem Kernunterricht deutlich.

© Krystyna Strozyk