Organisationsstrukturen in Münster

Das Projekt Mulingula ist seit 2008 in der Stadt Münster an zehn Grundschulen, einer Hauptschule und in einer Kita etabliert. Es wurde über die Aktivitäten und die Initiative der Kontaktstelle für Interkulturelles Lernen und Menschenrechtserziehung (KIM) durch die Leiterinnen Antje Sinemus und Krystyna Strozyk ins Leben gerufen und konzeptionell gestaltet. Unterstützung fand das Projekt durch das Dezernat Lehrerausbildung der Bezirksregierung, das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL), das Schulamt für die Stadt Münster und das Amt für Schule und Weiterbildung der Stadt Münster.

Aktuell wird das Projekt durch die Bereitstellung folgender Ressourcen ermöglicht: Das Amt für Schule und Weiterbildung stellt jährlich über städtische Haushaltsmittel einen Honoraretat für die Beschäftigung der Vorleser*innen bereit. Aufgrund der vielen Schüler*innen mit den Sprachen Arabisch und Romanes wurden zusätzlich vom Rat der Stadt Münster eine befristete ganze Stelle für Arabisch sowie eine befristete 2/3-Stelle für Romanes genehmigt und in Trägerschaft des Vereins Mulingula e. V. eingerichtet. Die Bezirksregierung Münster stellt über das Schulamt für die Stadt Münster Lehrerentlastungsstunden für die Leitungsaufgaben eines Lehrer*innenteams zur Verfügung.

Die digitale Version des Projektes in Form der Website www.mulingula-praxis.de entstand 2014 auf Initiative von Krystyna Strozyk und Christiane Finger. Das zugrunde liegende Konzept, mehrsprachige literarische Angebote mit systematischer Sprachförderung zu verknüpfen, wurde von Krystyna Strozyk entwickelt und realisiert.

Der Trägerverein Mulingula e. V. gibt Orientierung bei der fachdidaktischen und pädagogischen Umsetzung. Über Sponsoring stellt der Verein dem Projekt finanzielle Mittel zur Verfügung, worüber Kinderbücher, Kinderbibliotheken, Lernmaterialien, Verbrauchsmaterial, Fortbildungen etc. finanziert werden. Der Lions Club Conrad Schlaun aus Münster unterstützt Mulingula freundlicherweise seit vielen Jahren mit finanziellen Mitteln und kann insofern als Hauptsponsor des Projektes genannt werden.

Auswahl und Beteiligung der Schulen

Wenn sich eine Schule für das Projekt Mulingula interessiert, wird zunächst ein unverbindliches Gespräch zwischen der Schulleitung und dem Mulingula-Leitungsteam geführt. Die Bedingungen und der Bedarf für eine erfolgreiche Umsetzung werden gezielt in den Blick genommen. Dazu gehören die Sprachen der Kinder, das pädagogische Gesamtkonzept der Schule und die konkreten Schulentwicklungsvorhaben. Mulingula ist grundsätzlich für die Schulen kostenlos. Eine Bedingung sollte allerdings erfüllt sein: Schulleitung und Kollegium müssen bereit sein, eine Lehrkraft für Koordinationsaufgaben im Umfang von ein bis drei Wochenstunden je nach Umfang des Projektes zu entlasten. In Münster gibt es sowohl Schulen mit einem eher kleinen Mulingula-System von z. B. nur zwei Sprachgruppen als auch Schulen mit bis zu sechs Sprachen bei insgesamt 12 bis 15 Gruppen. Bei einem so hohen Umfang müssen vielfältige Organisationsaufgaben, wie z. B. die Erstellung eines Mulingula-Stundenplans, die Organisation der Räume, Absprachen zwischen Kollegium und Vorleser*innen, geleistet werden (vgl. Anhang „Fragebogen für Schulleiterinnen und Schulleiter“).

Einrichtung der Mulingula-Sprachgruppen

In Absprache mit den Beteiligten und in Abhängigkeit vom Jahresetat werden neue Schulen hinzugewonnen oder bestehende Projektschulen um neue Sprachgruppen erweitert. Bei einer Größenordnung von fünf bis sieben Kindern einer Sprachgruppe kann eine Mulingula-Gruppe eingerichtet werden. Voraussetzung hierfür ist eine gute Verstehenskompetenz in der Erstsprache. Die Kinder müssen einem altersangemessenen Erzähltext folgen und sich auch selbst aktiv bei der Lesekommunikation einbringen können. Auf der Grundlage der erfassten Erstsprachen der Kinder gehen die zukünftigen Vorleser*innen zunächst in die Klassen und sprechen die Kinder direkt in ihrer Erstsprache an. Alle Kinder, die der Begrüßung und weiteren Nachfragen folgen können, treffen sich dann in einer Gruppe für eine unverbindliche Kennenlernstunde.

Über das Vorlesen eines kürzeren Textes oder eine Fragerunde mithilfe des Bilderbuches „Frag mich“ von Antje Damm (die Fragen werden vorher ausgewählt und übersetzt) werden die Kinder in ein Gespräch eingebunden. Die Vorleser*innen erhalten so einen Eindruck von der Sprachkompetenz der Kinder in der Muttersprache und entscheiden über eine Teilnahme. Wenn Kinder den Vorleseinhalten nicht oder nur in geringem Maße folgen können, macht eine Teilnahme bei Mulingula keinen Sinn. Diese Kinder sollten dann eine deutschsprachige Leseförderung erhalten (vgl. Kapitel Pädagogisches Rahmenkonzept und Umsetzung: Die Vorlesestunde in der Muttersprache).

© Krystyna Strozyk